Ein wissenschaftliches Symposium in Frankfurt mit mehreren Pionieren der medizinischen Informatik bildete den festlichen Rahmen für den erfolgreichen Abschluss des transatlantischen Projekts MuchMore. Das gemeinsam von der Europäischen Union und der amerikanischen National Science Foundation geförderte Projekt hat neue Verfahren für die Informationssuche über Sprachgrenzen hinweg entwickelt. Ein wichtiges Ziel des Vorhabens war es, bei der Suche in fremdsprachigen Daten die fehleranfällige maschinelle Übersetzung zu übergehen. Der typische Beispielanwender ist ein deutscher Arzt, der bei der Untersuchung eines Patienten eine Kombination von Symptomen feststellt, die er nicht deuten kann. Die Suche in der vorwiegend auf Englisch verfassten Fachliteratur ist sehr schwierig, selbst wenn die Artikel digital vorliegen. Der Arzt müsste die relevanten Kombinationen von englischen Suchbegriffen durchprobieren, die er aber meist nicht parat hat. So unterbleiben unter dem Druck des Klinikalltags oft die notwendigen Literaturrecherchen. Die in MuchMore entwickelte Technologie gestattet es nun, den deutschen Untersuchungsbericht, den der Arzt ohnehin formulieren muss, ohne Übersetzung als Suchschlüssel für die effektive Literaturrecherche einzusetzen. Durch den hohen Grad der Formalisierung medizinischen Wissens in Thesauri und Ontologien und durch den Einsatz von statistischen Methoden wurde es möglich, die für die Suche relevanten Konzepte hinter den sprachlichen Begriffen zu entdecken und für die Recherche zu verwenden. Mit dieser Anwendung wurde ein Traum des Pioniers der deutschen Medizininformatik Prof. Wolfgang Giere vom Universitätsklinikum Frankfurt wahr, der ein solches Hilfsmittel für die klinische Praxis bereits vor Jahrzehnten vorschlug, als die technologischen Voraussetzungen für die Verwirklichung aber noch fehlten. Die Umsetzung dieser Idee konnte nur durch eine Kooperation mehrerer Spitzenforschungszentren mit komplementären Kompetenzen gelingen. Partner des DFKI waren neben dem Klinikum Frankfurt die Carnegie Mellon University, die Stanford University, das Europäische Forschungslabor der Xerox Corporation in Grenoble und die Schweizer Firma Eurospider, eine Ausgründung der ETH Zürich. Das transatlantische Projekt mit einen Gesamtumfang von ca. 5 Mio. Euro wurde von Prof. Hans Uszkoreit koordiniert. Das Projektmanagement lag in den Händen von Dr. Paul Buitelaar am DFKI-Forschungsbereich Sprachtechnologie. Bei dem Frankfurter Symposium, das auch zugleich der Ehrung von Prof. Giere anlässlich seiner Emeritierung gewidmet war, wurden die Ergebnisse von MuchMore den Wegbereitern der medizinischen Informatik und einem ausgewählten Zuhörerkreis vorgestellt. Die Präsentation der Technologien wurden von dem vorwiegend medizinischen Publikum mit Interesse und Begeisterung aufgenommen.

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