Hintergrund der Veranstaltung war die Frage, wie Anwendungspotenziale von KI für kleine und mittelständische Unternehmen greifbar gemacht werden können. Künstliche Intelligenz ist zwar in aller Munde – aber in den meisten Fällen noch nicht in der allgemeinen Praxis und in den Arbeitsumgebungen von KMU angekommen. In Gesprächen stellt man häufig fest, dass der Wunsch nach optimierten Arbeitsprozessen durch KI-Anwendungen in KMU durchaus existiert, jedoch daran scheitert, dass die Vorstellung davon fehlt, an welchen konkreten Punkten im eigenen Unternehmen passende Use Cases für den Einsatz von KI zu finden sind.
"Das Ziel ist, KI-Lösungen sichtbar und greifbar zu machen." - Christoph Pflock, BMWK
Um diesem Ziel ein Stück näher zu kommen, öffnete das Forum Digitale Technologien am Nachmittag des 11. Juli 2023 die Türen seines neuen Showrooms für etwa 110 interessierte Gäste. Dabei lag der Fokus auf sechs ausgewählten Forschungs- und Entwicklungsprojekten aus den aktuellen Technologieprogrammen des BMWK. Das breite Spektrum der ausgewählten Projekte umfasst dabei Innovationen von KI im Engineering und angewandter Produktionsunterstützung bis hin zu KI im Leitstellenmanagement und quantenunterstützter Künstlicher Intelligenz.
Mit den Projekten SPELL (Semantische Plattform zur intelligenten Entscheidungs- und Einsatzunterstützung in Leitstellen und beim Lagemanagement) und FabOS (Fabrik der Zukunft Operating System) waren außerdem zwei Projekte mit DFKI-Beteiligung vertreten.
Digitale Technologien erleben und verstehen
Als erstes Projekt stellten Dr. Eric Rietzke (DFKI) und Prof. Dr. Clemens Gause (Verband für Sicherheitstechnik e.V.) das Förderprojekt SPELL vor. In ihrer Demonstration spielten sie beispielhaft einen potentiellen Notruf in der vernetzten Leitstelle der Zukunft durch und zeigten, wie KI bald dabei helfen könnte, Einsatzkräfte in Krisensituationen – vor Ort und in der Leitstelle – optimal zu unterstützen. In kritischen Ausnahmesituationen jeglicher Art können so Maßnahmen zur Hilfeleistung oder zum Schutz der Bevölkerung umgesetzt werden.
"Vielen Dank für die gelungene Veranstaltung. Es war ein Vergnügen unsere Forschungsergebnisse im SPELL Projekt einem breiten Publikum vorzustellen und im Anschluss die interessanten Gespräche führen zu können." - Dr. Eric Rietzke, DFKI
Das Projekt FabOS, an welchem auf das DFKI beteiligt ist, wie auch das Produktions-Förderprojekt IIP-Ecosphere richteten sich an die Zielgruppe für industrielle Metallerarbeitung. Marco Kulig und Dr. Christian Weber (Trumpf Werkzeugmaschinen SE & Co. KG) zeigten für FabOS in ihrer Demonstration auf, wie durch die KI-gestützte Automatisierung der Entnahme von lasergeschnittenen Bauteilen in Unternehmen wertvolle Ressourcen eingespart werden können. Durch den Einsatz von KI wird die Effizienz und Präzision des Prozesses nachhaltig optimiert.
Jonas Malte Becker (Leibniz Universität Hannover, IIP-Ecosphere) präsentierte anhand des Wälzschälzyklus anschaulich, wie Industrieprozesse bereits heute durch moderne KI-Anwendungen optimiert werden können. Das KI-Ökosystem für das Produktengineering KI-Marktplatz wurde vertreten durch Ruslan Bernijazov (Universität Paderborn), der eine KI-basierte Software des Gleichteilemanagements anhand eines Lego-Traktormodells anschaulich demonstrierte.
Mit dem Demo Day wurden außerdem zwei neue Demos Teil der derzeitigen Dauerausstellung des Forum Digitale Technologien. Für das Projekt Service Meister zeigte Dr. Robert Pesch (inovex GmbH) wie Industrie-4.0-Unternehmen durch ein intelligentes Ticketsystem Fachkräfte über ihr Fachwissen im Einsatzkontext hinaus sinnvoll unterstützen können. Das Projekt PlanQK lieferte dem Forum seinen hauseigenen Quantencomputer – dieser ist zwar nur in Miniatur aus Lego, doch lassen sich anhand des Modells verschiedene Anwendungsgebiete von Quantencomputing betrachten, die Matthias Kaiser (Anaqor) in seiner Präsentation dem Publikum vorstellte.
KI auf die Straße bringen
Wer wertschöpfende KI-Lösungen entwickelt, muss sich irgendwann die Frage stellen, wie diese gewinnbringend an Anwendergruppen vermittelt und marktfähig gemacht werden können. Um Erfolgsgeschichten, Hindernisse sowie den daraus gelernten Lektionen drehte sich das Panel im Anschluss an die Demonstrationen. Eine zentrale Erkenntnis: damit KI-Systeme vom Markt angenommen werden, darf auch der Faktor Mensch nicht außer Acht gelassen werden. KI sei grundsätzlich eine Chance für neue Berufsbilder und Zertifizierungen, erklärt Gause. Die Sorgen, die Werkende in Bezug auf den Einfluss von KI auf ihren Arbeitsplatz haben, können die Integration von KI-Lösungen im Betrieb mitunter auch blockieren, so Nina Pillen (YOUSE GmbH), und sollten daher mit Transparenz, Aufklärung und Weiterbildung im Implementierungsprozess begleitet werden. KI-Lösungen nah am Anwender zu entwickeln und sich schon während des Entstehungs-und Entwicklungsprozesses Feedback einzuholen, kann den Unterschied machen, so Pesch.
"Wenn man Wissen zu Künstlicher Intelligenz und ihren Konsequenzen bekommt, baut das Ängste ab." - Nina Pillen, GeMeKi
Die Eindrücke und Gedankenanstöße aus den Demonstrationen und dem Panel klangen letztlich im anschließenden Networking in vielen angeregten Gesprächen aus. Wer beim nächsten Demo Day auch oder erneut dabei sein möchte, sollte sich den 24. November 2023 schon einmal vormerken – denn da geht das Forum Digitale Technologien mit dem Demo Day und neuen spannenden Projekten in die zweite Runde.
Über das Forum Digitale Technologien
Das Forum Digitale Technologien ist Vernetzungsplattform und Ausstellungsfläche für ausgewählte Forschungsprojekte und Innovationen im Bereich digitaler Technologien aus Deutschland. Das Forum bietet herausragenden Forschungsprojekten eine Plattform für mehr Sichtbarkeit und fördert den Austausch und den Wissenstransfer auf nationaler und internationaler Ebene.
Die Veranstaltungen und Demonstratoren des Forums fokussieren sich auf die technischen Schnittstellen und gesellschaftlichen Spannungsfelder aktueller Technologietrends: Internet of Things, Big Data, Künstliche Intelligenz und Sicherheit und Vertrauen im Digitalen Raum.
Der Showroom des Forums bietet eine Ausstellungsfläche für Projekte aus den Technologieprogrammen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sowie weiterer Förderprogramme des Bundes.